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Mein „Baby“ braucht mich: Was mein Ratgeber in der Buchhandlung erleben muss.

Tatort: Buchhandlung oder der Realitätscheck

„Wir sind so hilflos.“ 
Erste Szene. Ich suchte einige Gesetzestexte in einer meiner favorisierten Buchhandlungen und fragte die Buchhändlerin um Rat. Wir kamen dabei über kleine Schlenker zu meinem Buch und zu der Frage, ob es denn möglich wäre, unter Umständen, eine Lesung ebenda zu halten. “Haben Sie einen Tipp, an wen ich mich wenden kann?”, fragte ich kühn. Sie antwortete mit einer Gegenfrage “Wo kann ich denn Ihren Ratgeber bestellen?” Ihre Schwägerin hätte Brustkrebs und möchte nicht darüber reden. Nicht mit ihrem Bruder (dem Ehemann), nicht mit ihr, mit niemandem. Alle wären sprach- und hilflos. 

“Ich habe Ihren Ratgeber mal etwas präsenter hingelegt.“
Zweite Szene. Nur einen Tag später. Wieder in einer Buchhandlung. Diesmal in der, in der mein Ratgeber in einem Regal ein (sehr verstecktes) Plätzchen gefunden hat. Wenn man sich bückt, entdeckt man ihn sogar. „Sagen Sie darf ich meine Karten zu meinem Ratgeber hier auslegen? Und: Wie ist das eigentlich mit Lesungen bei Ihnen? Haben Sie eine/n Ansprechpartner*in für mich …? “Entschuldigung.”, sagt auf einmal eine Frau aus dem Hintergrund “Wir haben gehört, worüber Sie eben sprachen. Wo ist denn Ihr Ratgeber? Meine Tochter (22 Jahre alt) hat gerade ihre Therapie abgeschlossen. Leukämie.” Völlig baff reden wir kurz und tauschen uns aus. Es wird ein munteres Dreiecksgespräch. 

Die Buchhändlerin, die vorher noch ziemlich manieriert war, wendet sich mir erneut zu. “Ich habe Ihren Ratgeber mal etwas präsenter hingelegt. Und hier ist die Karte der Filialleiterin. Schreiben Sie ihr doch gerne eine E-Mail. Das Thema ist ja wirklich immer aktuell und betrifft so viele und auch junge Menschen.” Ach nee! Die E-Mail habe ich natürlich sofort geschrieben, als ich wieder zu Hause war.  

Und was kam fast drei Wochen später als windelweiche Antwort: “Ihr Thema ist sicher interessant. Aber jetzt kommt erst mal das Weihnachtsgeschäft, Sie verstehen? Aber lassen sie uns doch im Gespräch bleiben.” Übersetzt heißt das wohl: Kein Interesse. 

Sorry, ich bleib dran.

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